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Profit aus forcierter Angst

March 26, 2011

The earthquake/tsunami  in Japan is a really gruesome catastrophe. But reading European papers and hearing politicians and various green lobbies, you should think that the (now) probably over 15000 death-toll does not count much regarding the potential deaths that should be caused by the Fukushima nuclear accident. Europe has gone berserk regarding nuclear energy, and normal intelligent reactions seem to be a thing of the past.

I published today a small article on this in the Luxemburger Wort, Luxembourg’s biggest (so to speak) newspaper. Here is the text (in German):

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Profit aus forcierter Angst

Liest man die deutschen politischen Reden und Berichte zur nuklearen Katastrophe in Japan, könnte man meinen, die gigantischen Zerstörungen des Tsunamis wären unter „ferner liefen“ einzuordnen: Berichte über den Betriebsunfall der Fukushima Reaktoren breiten sich fast virenartig aus und unterdrücken in ihrer hysterischen Aufgeregheit jeden klaren Gedanken. Dabei ist der Atomunfall eine Katastrophe in einer weit grösseren Katastrophe, egal wie schlimm man ihn einschätzt. Die Zahl der realen unglücklichen Tsunami-Opfer wird wahrscheinlich 10000 stark übersteigen, jene des Atomunfalls ist bis jetzt entweder Null oder auf einer Hand abzuzählen. Dass hier mit virtuellen Strahlungsopfern spekuliert wird ist verwerflich, genauso wie das Missachten anderer Grössenverhältnisse: fast hundert Kilometer reale und totale Vernichtung der Küstenstädte gegenüber derjenigen eines Areals im Kilometerbereich.
Richtig dégoutant ist jedoch der Eifer mit dem sich die grünen Lobbies in Deutschland und auch hier auf dieses in ihrer Sicht quasi „Gottesgeschenk“ stürzen. Da werden hemmungslos Todesängste geschürt, Luxemburg wird beschrieben als Land umzingelt von Strahlenmonstern,  wartend auf den GAU wie das Lamm auf der Schlachtbank. Nüchterne Überlegung zählt nicht mehr, Emotionen, Erregung und Hysterie bestimmen das Handeln. Dass eine ausreichende, verlässliche und umweltverträgliche Energieversorgung überlebenswichtig ist wird verschwiegen, und eine hehre Scheinwelt von ausreichender Sonne und Wind wird als die einzig heilbringende vorgegaukelt. Dabei hat die Welt in den letzten 20 Jahren ausreichend Erfahrung mit diesen alternativen Energiequellen gesammelt, und diese realen Erfahrung geben ein ganz anderes Bild ab als die virtuellen Zukunftsvisionen. Sonne und Wind haben ihre Berechtigung, reichen jedoch bei weitem nicht aus. Die Engländer können ein Wort davon singen, wo während vielen äusserst kalten und windstillen Dezembertagen  im vergangenen Jahr Wind und Sonne praktisch einen Nullbeitrag zur Energieversorgung lieferten.
Wenn jetzt Leute wie Claude Turmes und Henri Kox verlangen, die alternativen Energien müssten in Luxemburg noch stärker gefördert werden, so übersehen sie dass wir die Fotovoltaik bis zum Umfallen gefördert haben und noch fördern, mit einem Ergebnis welches man praktisch nur mit der Lupe sieht: 2254 Anlagen produzierten 2009 gerade mal 0.3% des Stromverbrauchs und diese Kilowattstunden belasteten den Luxemburger Steuerzahler mit deutlich mehr als 6 Millionen Euro!
Der jetzt überall auftauchende Ausdruck „Restrisiko“ müsste zum Unwort des Jahres erkoren werden. Es gibt keine einzige Aktivität und auch keine Energieversorgung, welche ohne Restrisiko auskommt: der  Staudamm von Esch-Sauer kann brechen und die Fluten das gesamte Sauertal bis Ettelbrück vernichten, abreissende Windmühlenflügel in Heinerscheid könnten die Spaziergänger köpfen,  Züge können entgleisen und karambolieren und die Batteriesätze von Elektroautos brennen und explodieren….Dem Bürger vorgaukeln dass es eine absolut risikofreie grüne Idyllewelt gibt, ist mehr als unredlich.

Dass Atomanlagen sehr kritisch überprüft, gewartet und bei Nichtbestehen der Sicherheitsvorschriften aufgerüstet oder sogar geschlossen werden, ist verständliche und gute Politik. Dass jedoch das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und hemmungslos politisches Kapital aus dem Leiden eines schwergeprüften Volkes geschlagen wird, grenzt schon fast an Perfidie.

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